Römer Kapitel:    10  11   12   13  14   15   16     Zu Kapitel 1 - 8

Römer 9 bis 11 – Gottes Heilsgeschichte
Israel – über Gerichtswege kommt es zur Rettung des Gesamtvolkes

Israel, ein heilsgeschichtliches Rätsel.

Im großen Lehrbrief des Paulus darf Israel nicht fehlen. Israel hat unter den Völkern eine zentrale Funktion. Paulus versucht in Kapitel 9 -11 dieses Rätsel zu lösen, bzw. die Bedeutung von Israel zu vermitteln. Doch die Auflösung hat die Christenheit bis heute nicht verstanden. Nur einem Bruchteil, einem Anbruch wurde dieses Geheimnis von Gott offenbart.

Wenn Paulus von „wir“ spricht, dann meint er die Israeliten, Gottes erwähltes Volk. Wozu gehören wir denn, wenn wir glauben und des Christus sind? Die Antwort gibt das Wort: Zu Abrahams Same bzw. Nachkommenschaft. Ob wir nun dieses Wort vergeistigen, hängt davon ab, ob wir noch an die Verbalinspiration glauben. Oder glauben wir, dass dies nur die christlichen Fundamentalisten glauben? So wird es oft gesagt, weil man selbst nicht durchblickt und die eigene Logik über Gottes Wort stellt. Dies ist immer mehr die Tragik der heutigen religiösen Welt, die Gottes Wort eben nicht mehr an die erste Stelle setzt. Paulus möchte uns auf die Judenfrage Antwort geben, weil er nicht nur ein, sondern der Prophet des NT ist. Paulus sieht die Katastrophe über sein Volk hereinbrechen, die sich mit der Zerstreuung des Volkes und der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 weiter vollzog.
Paulus hatte erkannt, dass Gott in bezug auf seinen Heilswillen an diesem Volk festhält.
Paulus sieht nicht nur das Geheimnis des Leibes des Christus, sondern sozusagen auch das Gegenstück, die Verstockung Israels.
In Apg 28 wiederholt Paulus die Worte von Jesus, die schon Jesaja gesagt hat, „das Herz des Volkes ist dick geworden, mit hörenden Ohren hören sie nicht...“.
Auch die Verstockung Israels ist ein Geheimnis. Sie dient anderen zum Heil, denn so wird das Volk der Juden eifersüchtig und darf ebenfalls das Heil finden, Rö 10,19.
Für beide Geheimnisse darf Paulus Erklärungen geben, und das im großen Lehrbrief an die Römer, an die Christen in Rom. Paulus sehnte sich danach, diese Christen zu besuchen, um Gemeinschaft mit ihnen zu haben, Rö 1,8-15. Diese Gemeinschaft mit Christus und seinem Leib, seinen Erstlingen, braucht jeder, der in Christus ist.
Rom war auch sein Ziel, die damalige Weltstadt, die Schwesternstadt von Jerusalem. So schreibt er ihnen diesen Brief von seiner 3. Missionsreise aus Korinth.
Die Richtung seiner Missionsreisen waren die Zerstreuungsgebiete Israels. Den Juden und den 10 Stämmen sollte er zuerst die Botschaft vom Kreuz bringen. Ab Rö 9 geht es um Israel. Wenn wir uns mit Israel verbunden fühlen, dann geht es auch um uns.
Gemeinde und Israel haben die selbe Wurzel, wobei die Gemeinde Wurzel ist, dem Christus gleichgemacht, siehe das Ölbaumgleichnis, Rö 11. Bräutigam und Braut sind eine göttliche Einheit.
 
 
 
 
Römer 9 kann in 4 Abschnitte eingeteilt werden
(Muster der Einteilung nach M. Schacke):

1. Vers 1 – 5       Das Mitgefühl des Apostels Paulus mit seinem Volk; Die Vorrechte Israels.
2. Vers 6 – 20a   Die Souveränität Gottes und die Eigenart seines Heilshandelns.
3. Vers 20b – 24 Die Gefäße des Töpfers.
4. Vers 25 – 33   Der Stein des Anstoßes.


Zu 1. Vers 1-5: Das Mitgefühl des Apostels Paulus mit seinem Volk und die Vorrechte Israels.

Bei dem Mitgefühl hätte es Paulus wohl gerne Mose nachgetan der 3x das Verderben von diesem Volke abwenden konnte, 2Mo 32,14 ff; 4Mo 14,18+20 ff; 4Mo 17,10-13. Der Begriff „gereute“ dürfen wir nicht so verstehen, dass es Gott leid tat, einen bestimmten Beschluss gefasst zu haben. Wir verstehen etwas anderes unter dem Begriff, ein Schuldgeständnis kann bei Gott nicht gemeint sein.
Gott lässt sich bitten, er erbarmt sich und wählt einen anderen Weg zum Ziel. Gott hat viele Wege, die zum Ziel führen. Gott möchte auch unsere Bitten, denn er ist langsam zum Zorn und groß an Gnade, 4Mo 14,18 –20.
Mose: „Und wenn du ihre Sünde vergeben wolltest! ...wenn aber nicht, so lösche mich doch aus deinem Buch, das du geschrieben hast“ 2Mo 32,32 (Urkunde der Zählung). Dies ist aber nicht möglich, da Gottes Erwählungen Bestand haben.
Wenn es denn möglich gewesen wäre.
Mitgefühl für sein Volk: Ich habe gewünscht, verflucht zu sein für meine Brüder.

Die Vorrechte Israels in 6 Stücken:
o Die Sohnschaft, 2Mo 4,22, 5.Mo14,1-2.
o Die Herrlichkeit, 2Mo 40,34-35.
o Die Bündnisse, 1Mo 17,7; Jer 31,31-34; Hes 16,60; Apg 3,25-26.
o Die Gesetzgebung, Rö 3,2 ff.
o Der Dienst, Hebr 9,6; Rö 15,8-13.
o Die Verheißungen, 2Mo 19,6; Rö 15,8-13. Zu 2. Vers 6-20a: Die Souveränität Gottes und die Eigenart seines Heilshandelns.

Wie auch die Geschichte Israels ablaufen mag, Gottes Wort hat sich in seinen Heilszusagen nicht geändert. Es ist unwandelbar und behält seine Wahrheitskraft auch dann, wenn durch Abfall der Wille Gottes von den Menschen noch so oft durchkreuzt wird.
Deshalb kann Paulus sagen, dass Gottes Wort nicht hinfällig geworden ist. Wort Gottes war für Paulus die Botschaft der Propheten und Väter Israels, deshalb zitiert er immer wieder das AT. Bei Gottes Samen- und Verheißungslinie geht es nicht nur nach Abstammung dem Fleische nach, sondern nach Gottes Auswahl und Berufung. Nicht alle, die aus Israel sind, sind Israel (Vers 6). Israel = Gotteskämpfer, aber nicht alle kämpfen für Gott. Haben viele den falschen Namen? Siehe Sardes: Du hast den Namen, dass du lebst und bist tot, Off 3.
Nicht alle Nachkommen Abrahams sind Kinder Gottes und glauben, aber alle, die glauben, sind Abrahams Same und damit Kinder Gottes. Gott verengt die Samen- und Verheißungslinie.
In Vers 10 ff verengt er diese Linie weiter mit Esau und Jakob und zitiert Mal 1,2-3.
Der hebr. Text gibt uns ein schönes Wort in 1Mo 18,10: Gewisslich werde ich wiederkehren zur Zeit des Lebens, und siehe, Sara wird einen Sohn haben (Isaak – die Fortsetzung der in Eden verkündigten Samenlinie mit Blick auf Jesus Christus).
Siehe auch: „Die Samenlinie“ in „Biblische Kosmologie...“ Band 4 von G. Kringe.

Gottes Auswahl für seine Heilskörperschaften (der Leib des Christus und Israel, das Weib des Christus) und für seine Erstlinge geschieht nicht nach Werken (eigene Leistung), sondern allein aus Gnaden durch den souveränen Gott. Hier spielt der angeblich freie Wille des Menschen keine Rolle. Allein der souveräne Gott begnadigt und wählt aus, wen Er will.
Auf dieser freien Auswahl beruht aber die Garantie für die Masse, für alle.
Auswahl heißt, hiermit fängt Gott an und garantiert damit die Zielerreichung seiner Verheißungen für alle.
Ob wir Menschen das verstehen? Oder wenigstens glauben?
o In Vers 12-13 bezieht sich Paulus auf den Bericht in 1Mo über Jakob und Esau.
o In Vers 17-18 bezieht sich Paulus auf das Beispiel des Pharao in 2Mo.


Zu 3. Vers 20b – 24:  Die Gefäße des Töpfers.
Siehe auch: Jer.18,1-10,  die  Töpferwerkstatt und Jes 45,9; Dan 4,32-33; Matt 20,15-16.

Der Töpfer formt die Gefäße nach seinen Vorstellungen. Er macht sie nicht für die Abfalltonne. Er weiß, wofür er sie verwenden will. Alle Gefäße, die Gott gemacht hat, die wird er auch für seine Aufgaben verwenden. Die Gefäße zum Zorn wird er ertragen, damit die dargestellte Herrlichkeit Gottes um so größer ist. Auch diese Gefäße müssen ihm zur Herrlichkeit dienen.
Als Gefäße seiner Gnade sollen wir schon heute mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen. Dieses Geschehen wird sich laufend wiederholen, so dass wir nach und nach in sein Bild verwandelt werden, 2Kor 4,6. Mit „Erkennen“ ist ein göttlicher Vorgang gemeint, der uns in die Einheit mit der Herrlichkeit des Herrn stellt. Es geht um den Reichtum seiner Herrlichkeit, deshalb ist göttliche Unterweisung notwendig und sie ist intensiv und andauernd. Dazu haben wir den besten Lehrer, den es gibt, Hiob 36,22: Siehe, Gott handelt erhaben in seiner Macht; wer wird ein Lehrer wie er? Wachsen zu dem hin, der unser Haupt ist, bedeutet auch:

Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis.
Weisheit und Zucht verachten nur die Narren.
Spr 1,7

Zu 4. Vers 25 - 33: Der Stein des Anstoßes.

In Hosea werden uns zwei Bilder von Israel gezeigt: Die Untreue und die Dahingabe dieses Volkes und ihre Wiederannahme, Hos 1 und 2.
Der Stein des Anstoßes ist Israel. Insbesondere der Teil Israels, die nicht mehr sein Volk genannt werden, die den Scheidebrief bekommen haben (10 Stämme). Jesus bemüht sich zuerst um die, die in der Fremde sind, die keine Heimat haben, die geistlich Toten, die Fernen, die er aber erwählt hat und die wieder sein Volk sein sollen. Darum verweist Paulus auf die Verheißung, die schon durch Hosea gemacht wurde: Ich werde Nicht-mein-Volk (Lo-Ami) mein Volk nennen. Die nicht Geliebte wird er Geliebte nennen. Es geht zuerst um den verlorenen Sohn (die 10 Israelstämme), dann wird der zuhause gebliebene Sohn eifersüchtig und darf auch erkennen, dass er ja den selben Vater hat, der beiden Söhnen Vater sein möchte. In diesem Gleichnis (verlorener Sohn) wird das Rätsel um Israel aufgelöst, jedenfalls für den, der diese Parabel, auf Israel bezogen, versteht.

Vers 29: Gott hat diesem Auswahlvolk schon immer einen Samen übrig gelassen. Der Anknüpfungs-
punkt war da, so wie der glimmende Docht für alle Menschen noch vorhanden ist.
Die Verse 30-31 zeigen noch einmal ganz klar, dass es Gerechtigkeit vor Gott nur aus dem Glauben an diesen Gott gibt.
Vers 33: Gott hat in Zion einen Stein des Anstoßes gelegt, seinen Sohn. Die Menschen haben
vergeblich versucht, diesen Stein zu entfernen. Heute versuchen sie es weiter mit den Söhnen, mit Israel und dem Versuch, den Gekreuzigten nicht mehr als reale Wahrheit zu sehen. Ein sinnloser Versuch, sie werden es niemals schaffen. Dieser Stein vom Himmel, der die irdischen Reiche zermalmt, (Daniel 4 + 7) wird zum Schluss die ganze Erde erfüllen. Welch eine Gnade, warum? Weil dann das Reich Jesu Christi auf Erden kommen kann.
Wer an diesen Felsen glaubt, an den Christus, der ist schon errettet. Er ist damit vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Der hat schon heute etwas von diesem Reich des Christus in seinem Herzen erfahren und er kann allen Verheißungen Gottes glauben.
Dieser Vorgang, göttliches Leben zu bekommen, wird nach den Erstlingen ganz Israel erfahren, bevor auch die Völker diese Möglichkeit erhalten.

Damit ist klar, das heilsgeschichtliche Rätsel um Israel wird aufgelöst.
Nicht nur Israel wird die Decke weggenommen, sondern jeweils zur Zeit Gottes der ganzen Völkerwelt.
Dies ist die Voraussetzung, dass Gott einmal alles in allem sein wird.
 
 
 
Römer 10 kann in 3 Abschnitte eingeteilt werden:

1. Vers 1 - 3:      Der falsche Ansatz
2. Vers 4 – 13:   Gerechtigkeit aus Gesetz (Werken) und aus Glauben
3. Vers 14 – 21:  Das Eingreifen Gottes und die Verantwortung des Menschen

Zu 1. Vers 1 - 3:  Der falsche Ansatz

Die Menschen richten ihre eigene Gerechtigkeit auf, weil sie die göttliche Gerechtigkeit nicht erkannt haben, Rö 1,18-19. Der Ansatz der Juden war damals falsch und der heutigen Christen oft auch. Sie setzten bei sich selbst an und glauben von sich aus, durch ihre eigenen Vorschriften und Vorstellungen den Weg der Erkenntnis und der Gerechtigkeit  gehen zu können. Gott hat nur Israel ein heiliges Gesetz gegeben und Israel hat dieses Gesetz von sich aus ausgelegt und erweitert. Ihnen fehlte die echte Erkenntnis, weshalb Gott in Hosea 4,6 sagt: Mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis. Göttliche Erkenntnis (nicht nur Kenntnis bzw. Wissen) bekommt man nur im Hören auf Gottes Wort und dazu gehört Stille vor Gott. Je mehr wir bereit sind, vor Gott stille zu sein und in ihm zu ruhen, uns durch seinen Geist in das Wort Gottes einführen zu lassen, desto lebendiger wird uns sein Wort und seine Herrlichkeit zur Gewissheit, für die allumfassende (das All umfassende) Zielvollendung Gottes.

Zu 2.  Vers 4 – 13:  Gerechtigkeit aus Gesetz (Werken) und aus Glauben

Paulus stellt es nochmals gegenüber, Gerechtigkeit aus dem Gesetz (den Werken als Leistung) und das Geschenk der Gerechtigkeit aus Glauben und Gnade. Da die Juden Gerechtigkeit nach dem Gesetz anstreben, ist ihre Messiaserwartung von vorneherein falsch. Der Messias, der Christus, ist des Gesetzes Ende im Sinne von „Höhepunkt und Vollendung“.
Das gr. Wort für Ende kann in diesem Zusammenhang dreierlei bedeuten:
1. Christus ist die Summe, der Höhepunkt des Gesetzes.
Alles was das Gesetz will, zielt auf Christus hin, sein Endzweck ist Christus, Gal 3,23. Wir können auch sagen: Christus ist die Summe des ganzen AT. Hebr 8,10-13, das Gesetz ist veraltet.
2. Christus ist die Erfüllung, die Verwirklichung des Gesetzes, Matt 5,17; Rö 8,3-4.
3. Christus ist das Ende, der Endpunkt des Gesetzes.
Mit Christus hört das mosaische Gesetz des Fleisches auf und an seine Stelle tritt das Gesetz des Geistes, des Lebens.

Paulus beschäftigt sich mit dem Gegensatz von Gesetz (Leben durch Werke), und Glaube (Leben durch Glauben). In Rö 10,5 verweißt er auf 3Mo 18,5 (Leben durch Werke, siehe auch Phil 3,6+9). Der gesetzlicheWeg fordert und der göttliche Weg in Christus gibt. Rö 4,4-5; Gal 3,9-13; Hab 2,4.
Aus Gesetz (Werken) und aus Glauben ist göttliches (äonisches) Leben möglich, aber zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlicher Qualität, wobei sich die Qualität nur auf die Verlierbarkeit bezieht. Erst in Gottes Vollendungsziel gibt es keinen Qualitätsunterschied. Dann ist jedes göttliche Leben unverlierbar, was heute nur bei denen der Fall ist, die in Christus sind. Damit gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, wieder göttliches Leben zu bekommen, aber nur eine Möglichkeit, dieses Leben unverlierbar zu behalten, in dem Glauben des Christus. Nach Kreuz und Auferstehung kam die große Wende in der frohmachenden Botschaft: Nicht mehr unsere Werke, sondern sein in uns wirkender Glaube gibt uns Gerechtigkeit und göttliches Leben.

Diese frohmachende Botschaft wird durch moderne Bibelübersetzungen wieder relativiert:
Der moderne Mensch will keine Gnade, sondern durch seine eigenen Werke, sein Ego, etwas erreichen. Der Mensch muss es wieder lernen, sich von Gott beschenken zu lassen.

Zu 3. Vers 14-21: Das Eingreifen Gottes und die Verantwortung des Menschen

 
Römer 11 kann in 7 Abschnitte eingeteilt werden:

1. Vers  1 - 6:     Der Überrest nach Wahl der Gnade
2. Vers  7 – 10:  Der Überrest und das Volk
3. Vers 11 – 15: Israels Fall – das Heil der Nationen, Israels Heil und Vollzahl – Leben aus den Toten
4. Vers 16 – 24: Der Ölbaum und die Zweige
5. Vers 25:        Das Geheimnis der Verstockung
6. Vers 26 – 31: Ganz Israel. Der Erlöser aus Zion, der die Gottlosigkeit von Jakob abwenden wird
7. Vers 32 – 36: Gott hat alle in den Unglauben eingeschlossen, damit er alle begnadige

Zu 1. Vers 1 - 6:   Der Überrest nach Wahl der Gnade


Zu 2. Vers  7 – 10:    Der Überrest und das Volk

Paulus stellt die nächste Frage: Warum?
Was der Überrest erlangt hat, das hat Israel nicht erlangt, weil sie unter falschem Vorzeichen (Werke- Gerechtigkeit, Buchstabe des Gesetzes) gesucht haben. Dafür hat sie Gott schon gerichtet, indem er ihnen einen Geist der Schlafsucht gegeben hat. Trotzdem verweist uns schon das AT immer wieder auf den Überrest hin, der nicht unter dies Gericht fiel. Der erste, der von diesem Überrest spricht, ist Joel. Joel 3,1,5: Das hier gesagte geschieht in den letzten Tagen und bezieht sich auf Israel.
Siehe auch: Joel 2,25,27; und Petrus in Apg 2,17-24 (Pfingstpredigt).

Zu 3. Vers 11 – 15:    Israels Fall – das Heil der Nationen, Israels Heil und Vollzahl – Leben aus den Toten Jes 2,3. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt und lasst uns hinaufziehen zum Berge Jehovas, zum Hause des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln in seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz {O. die Lehre} ausgehen, und das Wort Jehovas von Jerusalem.
Sach 8,22 Und viele Völker und mächtige {O. zahlreiche} Nationen werden kommen, um Jehova der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und Jehova anzuflehen.
 

Zu 4. Vers 16 – 24:   Der Ölbaum und die Zweige

Römer 11 ist nur zu verstehen, wenn man in den edlen Zweigen Haus Juda und in den wilden Zweigen Haus Israel versteht. Beide bilden ganz Israel.
Sach 4,11-14 und Off 11,4: Zwei Ölbäume; 2 Zeugen; 2 Teile Israels, Haus Juda und Haus Israel. Alles ist in dieser Schöpfung in eine Zweiheit gestellt (Adam und Eva; Mann und Frau; Gut und Böse), eine bipolare Welt, deren Ziel die Einheit in Gott, der „1“, ist.
  1Kor 10,12-15 Daher, wer zu stehen sich dünkt, sehe zu, dass er nicht falle.
Keine Versuchung hat euch ergriffen, als nur eine menschliche; Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so dass {O. damit} ihr sie ertragen könnt. Darum meine Geliebten, fliehet den Götzendienst.
Ich rede als zu Verständigen; {O. Klugen, Einsichtsvollen} beurteilet ihr, was ich sage.


Zu 5.  Vers 25:  Das Geheimnis der Verstockung

Hier redet Paulus zum erstenmal im Römerbrief von einem Geheimnis. Gott hat in seinem Wort einiges in Geheimnissen verborgen. Deshalb können die Menschen bestimmte Zusammenhänge heute  noch nicht erkennen. Obwohl wir das ganze Wort haben, gehört für jeden Einzelnen die persönliche Offenbarung Gottes noch dazu, um es wirklich zu verstehen. Sonst geht es uns wie dem Volk Israel noch heute: Mit hörenden Ohren hören sie nicht. Gott gibt seine Offenbarung, seine Erkenntnis, wem und wann er will. In Rö 16,25 redet Paulus von seinem Evangelium, das für ewige Zeiten als Geheimnis verborgen war, jetzt aber zum Glaubensgehorsam für all die Nationen (die Fernen, die Lo-Ami) geoffenbart ist, und von Paulus und anderen niederge-schrieben wurde. Jetzt muss der nächste Schritt erfolgen, die Offenbarung für den Einzelnen, der als Erstling erwählt und berufen ist.
Wer von Gott diese Erkenntnis bekommen hat, soll Verwalter dieser Geheimnisse sein und sie dort weitergeben, wo er dazu den Auftrag erhält, 1Kor 4,1.
Die Geheimnisse Gottes haben immer mit dem Christus zu tun. Nur in ihm ist der ganze Reichtum Gottes zu finden.
Bei dem Geheimnis  von Vers 25 geht es um die Verstockung von Israel. Nur wer den Sinn dieser Verstockung erkennt, versteht Israel und Gottes Heilsweg mit dem Gesamtvolk und den Völkern. Die Verstockung von einem Teil der Juden muss auch Gottes Zielen dienen. Diese Verstockung führt dazu, dass zuerst welche aus den Israel-Nationen (Haus Israel) zum Glauben an Christus kommen, und das ohne Gesetz und Beschneidung. Wenn dies die Juden sehen (Haus Juda), was sie auch sollen, kommen auch sie zum Glauben an den Messias, der auch der Jesus ist.

Zu 6. Vers 26 – 31:  Ganz Israel. Der Erlöser aus Zion, der die Gottlosigkeit von Jakob abwenden wird

Vers 26 ist der von Gott vorgesehene Weg, wie ganz Israel gerettet wird. Die ganze Fülle der Israel-Nationen muss eingegangen sein, damit ganz Israel gerettet wird. Hier geht es ja darum, dass die Gottlosigkeit aufgrund des Missionsbefehles  (Matt 28,19) von Jakob abgewendet wird, und alle Israel-Nationen zu Jüngern gemacht werden. Erst danach wird ganz Israel den Missionsbefehl nach Mark 16,15-16, an der Völkerwelt bzw. der ganzen Schöpfung, umsetzen. Auch bei der Aussendung der 12 (Matt 10,6-8) sollen sie zuerst zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gehen. Da das Himmelreich (Reich der Himmel = 1000 Jahre) nahe gekommen ist, sollen sie diesen Dienst an ganz Israel tun.
Bei der hier angesprochenen Fülle (oft mit Vollzahl übersetzt)  der Nationen, geht es um Israel und noch nicht um die übrige Völkerwelt. Hier wird der gleiche Begriff verwendet, wie beim Segen für Ephraim: Er wird zu einer Fülle von Nationen, 1Mo 48,17-20. Ephraim bedeutet: doppelt fruchtbar. Damit entstehen aus Israel, außer den 12, noch viel mehr Nationen für seinen Namen.
Vers 27-31: In diesen Versen wird die große Treue Gottes mit seinem Volk deutlich. Trotz Ungehorsam des Volkes ist Gott seinen Verheißungen treu  und fühlt sich durch seinen eigenen Eidschwur an sein Wort gebunden. Damit ist das letzte Wort: Gnade!
Jeder göttliche Vorsatz entspricht einer göttlichen Erfüllung.
Durch die Evangelisation Israels wird die Erde voll werden der Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn, Hab. 2,14.

Zu 7. Vers 32-36: Gott hat alle in den Unglauben eingeschlossen, damit er alle begnadige

Der adamitische Mensch, der im Abfall von Gott lebt, kann nur durch den Glauben des Christus und die Wiedergeburt ins göttliche Leben kommen. Dieser Akt setzt voraus, dass er sich als Sünder und im Unglauben Lebender erkennt. Ein Mittel dazu ist das Gesetz, das ihm sagt: „du sollst“. Im Erkennen, dass er dies nicht schafft, ist er reif für Gottes Gnade. Weiter muss ich dies nicht kommentieren, sondern nur noch die Verse 33-36 lesen: O Tiefe des Reichtums...

Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.
 
 
 

Römer 12 bis 16 – Gottes Heilshandeln und die Souveränität Gottes
Der Wandel als Folge erwiesener Gnade


 
Römer 12 kann in 7 Abschnitte eingeteilt werden:

1. Vers 1            Unser vernünftiger (wortgemäßer) Gottesdienst
2. Vers 2            Der Christ in der Welt und die Erneuerung des Denksinns
3. Vers 3            Der Christ und das Maß des Glaubens zum Dienst
4. Vers 4 - 8       Die Gemeinde mit ihren Gaben
5. Vers 9 – 13     Die tätige Liebe
6. Vers 14 – 16   Der Wandel
7. Vers 17 – 21   Das Verhalten der Christen gegen Mitmenschen

Zu 1. Vers 1:  Unser vernünftiger (wortgemäßer) Gottesdienst

Gott hat jedem das Maß seines Glaubens zugeteilt und er möchte, dass wir diesen Glauben auch leben. Gott möchte keine Theoretiker, sondern Gotteskinder, die das leben, was sie glauben. Auch das Maß der Gaben (Vers 3) hat Gott für jeden richtig bemessen. Diese Gaben sollen wir im Dienst für Gott einsetzen, wobei wir uns bei unseren Entscheidungen nur am Wort Gottes orientieren sollen. Dies bedeutet ein wortgemäßer Gottesdienst.
Unsere Leiber hingeben heißt, uns selbst ihm hingeben. Eine Ganzhingabe bedeutet das eigene Ego aufgeben. Dies bedeutet ein Opfer, indem ich ein Ja zu Gottes Weg mit mir finde. Ein Christ, der seinen Leib, d.h. sich selbst Gott hingibt, der versteht Gal 2,20: Ich bin mit Christus gekreuzigt (gestorben), nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.
Schlachtopfer ist eine alttestamentliche Bildersprache und bedeutet einfach: Ihm ganz gehören. Ihm gehört sowieso alles, also auch ich. Wenn ich das glaube, dann ist alles gesagt.
 

Zu 2. Vers 2:  Der Christ in der Welt und die Erneuerung des Denksinns

Als gläubige Christen leben wir inmitten dieser Welt. Wir wissen von einem besseren Heimatland und zu diesem hin soll unser Denksinn immer mehr ausgerichtet werden. Dieser neue Denksinn orientiert sich nicht mehr am Sinn dieser Welt, sondern wird täglich mehr und neu auf den Christus hin ausgerichtet. Dazu ist es unbedingt notwendig, dass wir uns täglich an seinem Wort ausrichten. Es gibt keine andere Möglichkeit, dieser egoistischen Welt zu entfliehen.
Menge übersetzt: Gestaltet eure Lebensführung nicht nach der Weise der jetzigen Welt. Dies bedeutet aber nicht, dass wir krampfhaft an einem Abwehrsystem gegen diese Welt basteln und damit unsere Kräfte verbrauchen, sondern dass wir uns an den Christus binden, indem wir uns mit ihm beschäftigen. Dann kommt die Abwehr und der Schutz von selbst, d.h. es kommt durch Christus. Dann sind wir hineingenommen in die Einheit zwischen Vater und Sohn. Dann bewahrt uns der Vater durch den Sohn.
Einige Übersetzer geben den Text wie folgt wieder: „Wandelt euch um“, oder „verändert euch“, oder „ändert vielmehr euer Wesen“. Diese Übersetzungen entsprechen nicht dem paulinischen Denken. Es ist unmöglich, sich selbst zu wandeln oder sein Wesen zu ändern. Darum meine ich, an der Übersetzung „werdet verwandelt“ festhalten zu müssen, oder auch: „Seid verwandelt in ihm“. Unsere Verwandlung geschieht durch die Änderung unseres Denksinns und die kann nur Gott vollbringen. Wir können ihm höchstens dabei im Wege stehen und damit den Prozess verzögern.

Zu 3. Vers 3:   Der Christ und das Maß des Glaubens zum Dienst (siehe auch: Eph 4,1-16)

Der Glaube und auch das Maß des Glaubens ist ein Geschenk und kein Verdienst. Der Glaube ist also wachstümlich, so wie bei Gott alles zum Ziele hin wachsen soll. Nur an dieser Stelle wird vom Maß des Glaubens gesprochen. Dieses Maß des Glaubens hat auch etwas mit dem Maß der Gaben zu tun, die uns Gott zum Dienst schon in der heutigen Welt schenkt. Glaube und Gaben sind uns nicht zum Selbstzweck gegeben. Schon heute will Gott seine Werkzeuge zum Dienst einsetzen. Jeden an seinem Platz und im Umfang seines Glaubens und seiner Gaben. Nicht jeder ist für jede Aufgabe bestimmt. Fragen wir unseren Herrn, Herr, was soll ich tun, und haben wir ein offenes Auge für die Arbeit an unserem Weg. Darum dürfen wir schon heute glauben, weil er uns schon heute als gläubige Werkzeuge brauchen möchte.

Zu 4.  Vers 4 – 8:   Die Gemeinde mit ihren Gaben (siehe auch: Eph 4,1-16)

Unter Gemeinde verstehen wir hier die Glieder seines Leibes. Für sie sind hier sieben Gnadengaben genannt, die zuerst an der Gemeinde vollzogen werden sollen.

1. Die Weissagung aus der Gegenwart Gottes und zwar so, dass der Zuhörer ebenfalls in diese Gegenwart gezogen wird. Diese Weissagung muss jedoch auf dem offenbarten Wort Gottes beruhen. Alles, was wir heute wissen müssen, ist schon im Wort niedergeschrieben. Hüten wir uns, sogenannte Weissagungen zu übernehmen, die  ganz neu sind und im Wort Gottes keinen Beweis finden.

2. Der innere Dienst an der Gemeinde, siehe auch Punkt 3.

3. Die gesunde Lehre. Leider wird die Lehre sehr vernachlässigt. Dies hat zur Folge, dass Gläubige kaum wissen, was Gott in der Heilsgeschichte noch vorhat. Und in der letzten Zeit können die Menschen die gesunde Lehre nicht mehr ertragen... 2Tim 4,3-4. Dies führt in der 70. Jahrwoche dazu, dass die 2 Zeugen (Mose und Elia) getötet werden, weil sich die Menschen durch diese gewaltige Botschaft gequält fühlen, Off 11.

4. Die Ermahnung. Dies ist vergleichbar mit der Hirtengabe, Eph 4,11.

5. Das Mitteilen an Bedürftige. Eine Darreichung in Liebe. Nicht nur materielle Gaben (der Mensch lebt nicht vom Brot allein).

6. Gemeindeführung. Für den, der dazu berufen ist und diesen Auftrag bekommt.

7. Barmherzigkeit üben. So wie unser Gott keine Lust am Gericht hat, sondern an Barmherzigkeit und Gnade. Siehe auch die Treue Gottes an Jakob, Mich 7,18-20.
Dies alles ist der Gemeinde gegeben, um hinzuwachsen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes. Hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus, Eph 4,13 ff.

Zu 5.  Vers 9 – 13: Die tätige Liebe (siehe auch: 1Kor 13,4 –13)

Die Verse 9 –21 bilden im Grundtext einen Satz. Der Hauptsatz ist: Die Liebe sei ungeheuchelt. Wir sollen die Liebe so weitergeben, wie wir sie von Gott empfangen und erlebt haben. Die Liebe ist so stark wie der Tod und damit Gottes größte Waffe, Hohelied 8,6. Der Liebe hat die Finsternismacht nichts entgegen zu setzen. Die Liebe kämpft mit Waffen, von denen ihr Gegner keine Ahnung hat. In 1Kor 13,4 –13 lesen wir von diesen Waffen.
Siehe auch: „Biblische Kosmologie... Band 1, Seite 54.

Zu 6.  Vers 14 – 16:   Der Wandel

Segnen, die uns fluchen, das können wir nur in dem Herrn. Uns allezeit freuen, auch dann, wenn es nichts zu freuen gibt, das können wir nur im Aufblick auf das Ziel, Phil 4,4. Jesus hat am Kreuz für seine Feinde gebetet: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun, Luk 23,34. Als von Gott gesegnete ist es unsere Aufgabe, andere zu segnen. Wer segnet, wird selber gesegnet (Gedicht von A. Heller). Segnen heißt, dem Anderen göttliches Leben zusprechen, was ja das Endziel Gottes für alle ist. An vielen Stellen lesen wir: „Gepriesen sei Gott“ (2Kor 1,3; Eph 1,3), hier kann man auch übersetzen: „Gesegnet sei Gott“. Hier sprechen wir Gott göttliches Leben zu, obwohl er doch das Leben ist. Hier geht es aber um seine Geschöpfe die alle in dieses göttliche Leben gebracht werden sollen. Alle sollen zur Fülle Gottes beitragen, Eph 3,19. Dass dies bald geschieht, das sprechen wir Gott zu.
Es geht darum, dass wir ein Herz haben, das sich mit den Freuenden freuen kann und mit den Weinenden weinen kann, das Anteil nehmen kann am Mitmenschen, zuerst am Mit-Gläubigen.

Zu 7.  Vers 17 – 21:   Das Verhalten der Christen gegen Mitmenschen

Rache und Vergeltung üben passt nicht zu einem Christen. Wir haben auch kein Gericht zu üben, außer die Obrigkeit, die von Gott eingesetzt ist. Inwieweit die Obrigkeit immer richtig handelt, ist eine zweite Sache und von uns kaum beeinflussbar. Jedenfalls steht ihr die Gerichtsbarkeit auf dieser Erde noch zu.
Der Geist der Vergeltung führt zu Hass und Streit. Die Bereitschaft, Unrecht zu vergeben, eröffnet einen Weg zum Frieden. Siehe auch Sp 25,21-22.
Vers 21: Überwinde das Böse mit dem Guten. Dies bedeutet, wenn wir uns dem Guten, dem Christus zuwenden, dann ist das Böse überwunden. Christus ist unser Überwinder. Vers 21 nach Baader: Nicht sei besiegt von dem Üblen, sondern besiege in dem Guten das Böse.
 
 
 
 
Römer 13 kann in 3 Abschnitte eingeteilt werden:

1. Vers 1 – 7      Der Christ und die Obrigkeit
2. Vers 8 – 10    Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes
3. Vers 11 – 14  Aufwachen und Christus anziehen

Zu 1.  Vers 1 – 7:  Der Christ und die Obrigkeit  (siehe auch Rö 12 Punkt 7)

Paulus weist noch einmal darauf hin, dass wir uns der staatlichen Ordnung, die von Gott eingesetzt ist, unterordnen sollen. Dies gilt solange, bis das Reich Jesu Christi auf Erden beginnt. Trotzdem steht die Ordnung Gottes über dem Staat, deshalb heißt es auch: Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist, und Gott was Gottes ist. Wir sollen der Obrigkeit gehorchen, aber Gott sollen wir mehr gehorchen. Dies kann manchmal ein schwieriger Weg sein, für den wir von Gott Weisheit und Weisung benötigen.

Zu 2.  Vers 8 – 10:  Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes

Die Liebe Christi hat für uns das Gesetz erfüllt und die Strafe auf sich genommen, damit wir Gerechtigkeit durch den Glauben bekommen können. Bei Abraham, vor dem Kreuz, war es schon vorlaufende Gnade. Die Erwählung des Lammes war ja lange vorher geschehen (vor dem Herabwurf des Kosmos).
In der Elberfelder Übersetzung und anderen lesen wir in diesem Abschnitt 5 mal „du sollst“. Diese Formulierung zieht uns wieder unter das Gesetz, von dem wir doch durch Christus  frei gemacht sind. Jedenfalls vom Gesetz des Fleisches. Unter dem Gesetz des Geistes, unter dem seine Kinder schon heute sein dürfen, kann es doch nicht einfach nur „du sollst“ heißen! Ja, das stimmt, wir dürfen andere Übersetzungen heranziehen, die es im Sinne des Paulinischen Denkens und dem Gesetz des Geistes übersetzen. Bei diesen Übersetzungen stellt uns Gott unser Innenziel vor die Augen und es heißt nicht mehr „du sollst“, sondern du wirst. Es bedeutet einen Blickwechsel von den Schwierigkeiten dieser irdischen Gesetzeswelt auf den Christus hin, als unseren Überwinder und Vollender. Es ist der Blick auf unseren Herrn, unseren Sohnesstand in ihm, und nicht auf unseren Sohneszustand in diesem Erdendasein. Natürlich sollen wir auch auf unseren Wandel achten, aber nicht dabei stehen bleiben, weil sich sonst unser Blick verdunkeln könnte und uns die Herrlichkeit Gottes aus seinem Wort heraus nicht mehr ungetrübt erreicht. Selbst im AT können wir dieses „du sollst“ mit „du wirst“ übersetzen, im Hinblick auf die vorlaufende Gnade.
Vers 8 – 9 nach Pfleiderer: Niemand bleibet irgend etwas schuldig, ausgenommen das gegenseitige Lieben; denn der den anderen Liebende hat ein für allemal das Gesetz erfüllt. Denn das: „Du wirst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, nicht begehren“, und wenn sonst ein anderes Gebot ist – in diesem Wort wird es als ein Hauptprinzip zusammengefasst: „Lieben wirst du deinen Nächsten wie dich selbst“
Vers 9 nach Baader: Nicht wirst du ehebrechen, nicht wirst du..., nicht wirst du..., nicht wirst du..., Du wirst  lieben deinen Nächsten wie dich selbst.

Dieses „du wirst“, ist das Ziel, auf das wir schauen sollen und das wir erreichen werden. Der Christus ist dafür der Garant.

Zu 3.  Vers 11 – 14:  Aufwachen und Christus anziehen

Oben haben wir gehört, die Erfüllung des Gesetzes ist die Liebe. Deshalb dürfen (sollen) oder werden wir uns im Lieben üben, dann machen wir alles richtig. Nur in der Liebe des Christus tun wir die rechten Dinge, Werke, die er zuvor für uns bereitet hat.
2Tim 2,21 Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, {Eig. sich von diesen wegreinigt, d.h. sich reinigt, in dem er sich von ihnen absondert} so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich {O. brauchbar} dem Hausherrn, zu jedem guten Werke bereitet.
Eph 2,10 Denn wir sind sein Werk, {O. Gebilde} geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, auf dass wir in ihnen wandeln sollen.

Dann vollzieht und hat sich vollzogen, dass wir den Christus anziehen und wir in Neuheit des Lebens wandeln und im Neuen des Geistes dienen, d.h. wir dürfen es mehr und mehr erlernen, bis wir bei Ihm und durch Ihn in die Vollendung eingehen. Dann hat sich Rö 6,4b und 7,6b im Vollumfang erfüllt.
 
 
 
 
 
Römer 14 kann in 3 Abschnitte eingeteilt werden:

1. Vers 1 – 6      Geduld mit den Schwachen im Glauben
2. Vers 7 – 18      Keiner lebt sich selbst und keiner stirbt sich selbst
3. Vers 19 – 23      Alles, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde

Zu 1.  Vers 1 – 6: Geduld mit den Schwachen im Glauben

In der Gemeinde in Rom gab es Gläubige, die z.B. kein Fleisch aßen, obwohl die meisten in der Gemeinde wohl nicht darauf achteten. Was Paulus vermeiden wollte, war ein Streit darüber, was wohl richtig ist. Hier wird deutlich, dass jeder aus dem Maß seines Glaubens handelt. Dem einen ist es wichtig und der andere kann es nicht verstehen. Deshalb sagt Paulus in Vers 5: Jeder aber sei in seinem Sinn völlig überzeugt (nach Baader: Ein jeglicher sei in seinem eigenen Denken völlig getragen). Jeder kann nur in der Erkenntnis leben und handeln, die Gott ihm bis heute geschenkt hat. Wenn wir dies beachten, kann mancher Streit über Erkenntnisfragen vermieden werden. Wir sollten uns fragen: Wie helfen wir den Schwachen im Glauben, die selbst etwas  für ihren Frömmigkeitsstiel tun wollen? Falsch wäre, wenn wir ihnen gleich sagen, dass ihr eigenes Bemühen falsch ist. Woher wissen wir, was für den Einzelnen in seinem Glaubensstand notwendig ist? Hier ist auch zu beachten, dass es mehr als eine Heilslinie, Heilsgruppe gibt mit unterschiedlichen Führungen für unterschiedliche Berufungen.
Siehe auch: Die 2 Heilslinien von G. Kringe.
Hüten wir uns auch vor Zuordnungen einzelner Gläubiger zu einer Linie oder Gruppe. Wir kennen den Wachstumsstand eines Gläubigen nicht, deshalb steht uns eine Beurteilung und erst recht ein Richten nicht zu.
Bei unseren Überlegungen muss eine Tatsache Vorrang haben:
Alle die glauben gehören dem Christus, und für alle hat er eine besondere Aufgabe.
Paulus unterscheidet nach Starke und Schwache im Glauben, aber er verzichtet auf eine Belehrung der Schwachen in diesen mehr oder weniger äußeren Punkten. Er weiß, Gott wird sie zu seiner Zeit weiter belehren. Paulus geht es um die Liebe. Darum, ob stark oder schwach, wo die Liebe waltet, wird der eine den anderen nicht verachten. Wenn sich der Schwache an Gott hält, dann wird Er auch dafür sorgen, dass er im Glauben erstarkt.

Zu 2.  Vers 7 – 18:   Keiner lebt sich selbst und keiner stirbt sich selbst

Ob wir leben oder sterben, alles tun wir für die Ziele unseres Herrn. Christus bestimmt unseren Weg, weil er das große Gottesziel am besten kennt und sich niemals von seiner Zielgeraden abbringen lässt, weder von ungehorsamen Menschen, noch von himmlischen Mächten und Gewalten. Paulus verfolgt diesen Gedanken, dass wir alles für Gott und zu seiner Ehre tun. Auch wenn es für uns manchmal ganz anders aussieht. Hinter unserem Tun und Lassen steht immer Gottes Ziel. Es gibt kein anderes Endziel.
Der Glaubende stirbt zum Nutzen und Vorteil seines Herrn. Der Dienst für den Herrn hört mit dem Tod nicht auf. Der Gläubige stirbt täglich, und am Ende seines irdischen Lebens zur Auferstehung, zu einem Neuanfang und zum göttlichen Vollendungsleben. Dazu hat Gott unseren Denksinn geändert, d.h. uns bekehrt. Wir selbst können uns nicht bekehren, wir brauchen immer den Anfänger und dann den Vollender unseres Glaubens. Immer ist es Gott der beginnt und wir dürfen darauf reagieren mit einem „Ja“ zu Jesus Christus.
Wenn nun alles Gott dienen muss, dann ist auch zu verstehen, dass einmal alle Ungläubigen bei dem Richterstuhl Gottes stehen und in Anbetung bekennen, dass er der Gott und Herr aller ist.

Zu 3.  Vers 19 – 23 :   Alles, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde, ist Zielverfehlung

Der Glaube kann uns Freiheit im Essen und Trinken u. a. geben, aber auch Verzicht mit Rücksicht auf den Schwachen im Glauben. Wenn uns unser Glaube sagt, dass wir bestimmte Dinge tun können und uns unsere eigenen Motive dazu klar sind, dann ist es keine Sünde. Wenn wir aber etwas nicht aus unserem Glauben heraus tun (unser Glaube ist ja Sein Glaube), dann ist es Sünde, Zielverfehlung. Denken wir an das Wort aus Kol 3,17: Alles was ihr tut, das tut im Namen des Herrn Jesus und sagt Gott Dank dafür.
Der Schwache darf nur im Rahmen seines Glaubens handeln, solange sein Glaube nicht größer und kräftiger geworden ist. Er kann und darf dem Starken nicht nachahmen, sonst ist es Sünde. Und der Starke sollte ihn verstehen und nur liebevoll versuchen, auch ihm eine weitere Sicht der großen Gottesbotschaft zu vermitteln, ihm und sich selbst zum Wachstum.
 
 
 
 
Römer 15 kann in 5 Abschnitte eingeteilt werden:

1. Vers 1 – 7      Nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat
2. Vers 8 – 13      Christus, ein Diener der Beschneidung; die Bedeutung dieses Ausdrucks
3. Vers 14 – 16      Paulus, ein Diener Christi Jesu und Priester am Evangelium

o Die dem Apostel Paulus von Gott verliehene Gnade
o Diener Christi für die Nationen
o Der Priesterdienst am Evangelium Gottes und das Darbringen der Nationen für seinen Namen
4. Vers 17 – 21       Paulus, der Empfänger und Deuter der neutestamentlichen Offenbarungen
5. Vers 22 – 33       Beabsichtigte Reise des Apostels nach Jerusalem und Rom

Zu 1. Vers 1 – 7:   Nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat

Kap. 15 ist die Fortsetzung von Kap. 14, wo es um die gegenseitige Verantwortung der im Glauben Starken und Schwachen geht. Die Starken sind verpflichtet, die Schwachheit der Schwachen zu tragen und zu ertragen, weil der Christus auch die Starken trägt. Zum Tragen brauchen wir Geduld und Kraft, die wir uns täglich von ihm holen dürfen. Die Starken müssen sich immer wieder erinnern, dass sie in Christus stark sind. Deshalb schreibt Paulus den Korinthern (1Kor 16,13): Wachet, stehet fest im Glauben, seid mannhaft und stark (in Christus).
Unser Glaube soll in Christus wachsen, indem wir immer tiefer die Herrlichkeit Gottes erkennen. Damit wird auch unsere Tragfähigkeit anderen gegenüber erhöht. Paulus hatte Tragkraft und hat sie bis zu seinem Lebensende bewiesen. In 1Kor 9,22 schreibt er: Ich bin allen alles geworden.
Schon nach den alten Schriften (AT) lebten die Gläubigen in einer Hoffnung. Ab dem Kreuz und der Auferstehung ist es eine lebendige Hoffnung, d.h. etwas schon heute Erfahrbares geworden, Rö 8,24; Gal 5,5; Kol 1,27, Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit. Es ist kaum zu fassen, dass uns Christus ohne Vorbedingung aufgenommen hat zu Gottes Herrlichkeit. Also, nicht zu unserer Ehre oder weil wir so gut sind, sondern wegen der Herrlichkeit Gottes. Wie schön, Gott kann und will uns für sich gebrauchen. In Joh 17,22 sagt Jesus: Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, dass sie eins seien, wie wir eins sind. Wie hoch geachtet sind wir eigentlich in seinen Augen? Können wir diesen Satz in seiner ganzen Wucht verstehen?
Dies alles muss sich doch in einer gleichen Gesinnung untereinander auswirken, indem wir uns annehmen, Christus Jesus gemäß.
o Zu Vers 7 ein Zitat von M. Schacke: Einige Übersetzer machen vor dem Ausdruck „zu Gottes Herrlichkeit“ ein Komma, andere lassen es weg. Mit Komma bedeutet es, dass wir einander um Christi Willen aufnehmen sollen zu Gottes Herrlichkeit. Ohne Komma bedeutet es, dass uns Christus aufgenommen hat zu Gottes Herrlichkeit. Die gr. Handschriften sind ohne Interpunktion geschrieben. Ich bin für die Schreibweise ohne Komma. Übersetzer die kein Komma setzen, wagen es dann oft nicht, hier mit „Herrlichkeit“ zu übersetzen, sie schreiben dafür: Zur Ehre, oder zum Lob Gottes. Herrlichkeit ist aber viel mehr.
Nach Baader: Darum nehmet eines das andere zu euch, so wie auch der Christos euch zu sich nahm zur Herrlichkeit Gottes.
Ohne Komma schreibt: Albrecht, Menge, Luther, Meister und Baader.

Zu 2.  Vers 8 – 13:   Christus, ein Diener der Beschneidung.

Jesus ist aus dem Stamm Juda, aus der Davidslinie und damit ein echter Jude. Am 8. Tag beschnitten und er lebte unter den Gesetzen, die diesem Volk gegeben waren. Er lebte als Jude aus dem Hause Juda in diesem Volk, das als einziges Volk für seinen Namen schon in der Vorzeit erwählt wurde, Ps 74,2.
Jesus war ein Diener der Beschneidung um der Wahrheit Gottes willen, damit er die Verheißungen der Väter bestätige. Er war kein Diener des Gesetzes, obwohl er das Gesetz auf Golgatha erfüllt hat, indem er alle Schuld, die ja nur durch das Gesetz als Schuld bekannt gemacht war, bezahlt hat. Damit hat Jesus die Grundlage gelegt, die notwendig war, um aus Glauben Gerechtigkeit vor Gott zu erlangen, allein aus Gnaden. Abraham hatte die Gerechtigkeit aus Glauben schon durch die vorlaufende Gnade erlangt.
Die Beschneidung war das äußere Zeichen des Verheißungsbundes Gottes mit Abraham. Es war ein einseitiger Bund, den Gott nur an seine Treue gebunden hatte, unabhängig davon, ob sich die Menschen danach richten oder nicht.
Das äußere Zeichen des Bundes war die Beschneidung. Es galt für alle männlichen Nachkommen Abrahams, 1Mo 17,9 ff, also auch für Ismael, zumindest was den Vermehrungssegen betraf. Danach hat Gott aber den Bund mit Isaak aufgerichtet, 1Mo 17,19 ff. Damit hat Gott seine Verheißungslinie bzw. seine Samenlinie (Abellinie) nur über Isaak weitergeführt. Die anderen Söhne Abrahams mussten ihn verlassen und bekamen kein Erbe. Der Zielsame war Christus, Gal 3,16, deshalb wurde die Samenlinie immer wieder auf einen, d.h. nicht auf den Erstgeborenen, sondern auf den Nachgeborenen reduziert: Ismael – Isaak; Esau – Jakob; nicht aus Haus Israel, sondern aus Haus Juda; nicht aus der Shela-Linie (Sohn Judas), sondern aus der Tamar-Linie (Schwiegertochter Judas), aus dieser Linie kam David und dann Jesus.
Diese Abstammungslinie läuft nicht in die Breite, wie bei einem Stammbaum üblich, sondern sie läuft auf den einen Punkt, Jesus den Erlöser. Auf den Stammbaum bezogen heißt es: Alle, die glauben, sind Abrahams Nachkommen, aber nicht alle Nachkommen glauben. Da die Völker noch dahingegeben sind, also noch warten müssen, weil bei Gott alles in seiner Ordnung abläuft, können sie auch heute noch nicht glauben. Heute öffnet Gott nur einzelnen das Herz. Christus, ein Diener der Beschneidung heißt, er führt alle Gottesverheißungen, die diesem Volk und darüber hinaus allen Menschen gegeben wurden, zur Erfüllung.

Nachdem Paulus in Kap. 9 bis 11 bei dem Begriff „Nationen“ meist an Israel  (10 Stämme) gedacht hat (die Nationen), geht er in Kap 15 weit darüber hinaus und spricht alle Nationen und Völker an (ihr Nationen). Paulus zitiert Jesaja 11.10, wo von der Wurzel Jesse die Rede ist, von dem Messias, der die Hoffnung der Nationen ist, Matt 12,21, deshalb sollen sich die Nationen freuen, Ps 67,5. Die Gnade und Barmherzigkeit Gottes erstreckt sich nun nicht nur auf sein Volk, sondern auf alle Nationen und damit auf alle Menschen.
(Für den Begriff „Nationen“ siehe auch: Biblische Kosmologie... Band 4, Seite 21-24, von G. Kringe)

Nachdem Paulus schon in Rö 1,17 den Christen in Rom schreibt: Der Gerechte wird aus Glauben leben, womit er das Ziel aufzeigt, hat er im zweiten Teil des Römerbriefes den Weg beschrieben und gibt in Vers 13 einen wunderbaren Zuspruch mit dem Gott der Hoffnung. Eine Hoffnung die lebt, und die Sicherheit und Gewissheit gibt. Hier kann man sagen: Wendet euch zu Ihm, er wird euch mit allem versorgen und erfüllen, was ihr braucht.

Zu 3. Vers 14 – 16:     Paulus, ein Diener Christi Jesu und Priester am Evangelium
· Die dem Apostel Paulus von Gott verliehene Gnade
· Diener Christi für die Nationen
· Der Priesterdienst am Evangelium Gottes und das Darbringen der Nationen für seinen Namen = (Israelnationen - Graphik)

Der Vers 14-15 klingt fast nach Entschuldigung. Paulus weiß, das diese große Botschaft, das Evangelium Gottes von seinem Sohn, nicht von jedem Glaubensstand sofort erfasst werden kann. Paulus weiß, dass Gott ihm eine besondere Gnade verliehen hat, um Gottes Gnadenwirken gestern, heute und zum Ziel hin zu erkennen. Nun darf er (auch wir) die ganze Botschaft in aller Weisheit bringen und einige werden sie schon heute verstehen können.
Mit dieser Botschaft dient Paulus den Nationen, zuerst Israel und darüber hinaus allen, die es hören wollen bzw. heute hören können.
Das Priestertum Israels gilt uns heute nicht mehr. Der Priester als Vermittler zwischen Gott und den Menschen. Seit dem Kreuz und der Auferstehung haben wir einen Priester, zu dem wir direkten Zugang haben. Der Gesetzeszaun ist endgültig abgebrochen und die Zwischenwand beseitigt. Doch wir dürfen Paulus nacheifern, einen priesterlichen Dienst am Evangelium zu tun. Die frohe Botschaft vermitteln, indem wir uns zu Christus Jesus, unserem Herrn, bekennen.

Vers 16b. ...damit das Opfer der Nationen angenehm werde. Was ist hier gemeint? Eine andere Übersetzung sagt: ...damit das Darbringen der Nationen akzeptabel (annehmbar) werde. Zuerst werden die Söhne Israels aus all den Nationen gesammelt und ihm dargebracht (meist mit Opfer übersetzt). Opfer bedeutet etwas hingeben, weggeben. Beim stellvertretenden Tieropfer bedeutet es den Tod für das Opfer. Hier ist aber mit Opfer eine angenehme Darbringung gemeint. Hier wird etwas ins Leben gegeben. Machet zu Jüngern all die Nationen, Matt 28,19 (Israel-Nationen). Paulus hat laut Rö 1,5-6 und 11,13 nicht allen Nationen das Evangelium zu bringen, sondern nur denen, die der Geist bewilligt hatte, Apg 16,6. Wenn Israel dargebracht ist, dann hat es die Aufgabe, allen Nationen zur Rettung zu verhelfen, Jer 3,17; Micha 4,2.

Zu 4. Vers 17 – 21:  Paulus, der Empfänger und Deuter der neutestamentlichen Offenbarungen

Die Offenbarungen, die Paulus bekommen hat, gehen weit über das AT hinaus. Keinem hat Gott das „in Christus sein“ so offenbart wie ihm. Damit hatte Paulus eine Botschaft zu überbringen, die damals und auch heute schwer verstanden wird. Dies bestätigt auch Petrus in 2Pet 3,16. Diese Botschaft steht im Konflikt mit dem Ego des Menschen, der selbst etwas leisten will und stolz auf sich ist, weil er doch vermeintlich auch etwas  zu bringen hat, und damit zu seiner Rettung etwas beitragen kann. Doch nun verkündigt Paulus ohne wenn und aber: Nur aus Glauben und durch Gnade gibt es Rechtfertigung vor Gott und damit Rettung. Paulus rühmt sich selbst nicht, aber er rühmt sich des Gottesverhältnisses, in dem ihm alles gegeben wurde, was er weitergeben soll. Paulus hat das Evangelium völlig verkündigt. Der gr. Text meint hier „erfüllt“. Paulus hat mit nichts zurückgehalten und die ganze Länge, Tiefe, Breite und Höhe verkündigt, wobei das Evangelium der Höhe (Johannesevangelium) die Überleitung zum Evangelium der Herrlichkeit ist. Es geht um die 4. Dimension, für die Paulus einen besonderen Auftrag hatte.
(Siehe auch: Biblische Kosmologie... Band 2, Die 4 Evangelien ab Seite 36 und und Band 4 Seite 32)
 

Die gleiche Symbolik gilt für die 4 Evangelien.

Das Johannesevangelium eröffnet den Weg zu allen Völkern und geht über die Israel-Nationen hinaus. Es geht über in die Höhen des Paulinischen Evangeliums. Israel hat eine Aufgabe an den Völkern, und der Stamm Dan, der gegen sein Volk war, wird nun in Verbindung mit dem Adler und dem Johannesevangelium gebracht. Merken wir, welch eine wunderbare göttliche Strategie unser Vater-Gott verfolgt? Letzte werden Erste. Der Stamm Dan wird von einer negativen zur positiven Kraft geführt. Als Erwählter wird er gebraucht, auch wenn er zeitweise ein Gegenspieler Gottes war.

Diese Symbolik wird von Paulus in Epheser 3 bestätigt:
 Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jede Vaterschaft in den Himmeln und auf Erden benannt wird: er gebe euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen; dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, damit ihr imstande seid, mit allen Heiligen völlig zu erfassen,
was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist, und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes.
Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als wir erbitten oder erdenken, gemäß der Kraft, die in uns wirkt, ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde und in Christus Jesus auf alle Geschlechter hin von Ewigkeit zu Ewigkeit!  Amen.

Zu 5. Vers 22 – 33:    Beabsichtigte Reise des Apostels nach Jerusalem und Rom

Nachdem Paulus das Evangelium Gottes auf seinen 3 Missionsreisen in vielen Städten verkündigt hatte und neue christliche Gemeinden entstanden, die Juden aber dieser neuen Botschaft nicht folgen konnten, spricht er davon, dass dort nun kein Raum mehr für ihn sei. Nun scheint eine Wende gekommen zu sein. Er sieht die Möglichkeit, die lange geplante Reise nach Rom zu machen, Rö 1,11. Von dort möchte er weiter nach Spanien, d.h. ganz nach Westen, ans Ende des Römischen Reiches. Dies war die Richtung der Zerstreuung der Israelnationen und gleichzeitig der Weg, den die neue Botschaft nahm. Dies führte in Folge zur Entstehung des christlichen Abendlandes. Vorher geht er noch einmal zu der Stadt, von der alles ausging, Jerusalem. Er wollte dort die Heiligen stärken, aber auch den Juden nochmals Gelegenheit geben, die Botschaft von Kreuz und Auferstehung zu hören. Die Pläne Gottes waren dann für Paulus etwas anders. Von Jerusalem aus ging er als Gefangener Christi, Eph 3,1, nach Rom. Gefangen war er in einem doppelten Sinn, äußerlich durch die römischen Soldaten und innerlich durch die Botschaft des Christus. Schon in Rö 1,11 schreibt er von seinem Verlangen, die Christen in Rom zu sehen. Trotzdem lässt er zuerst, nach 3 Tagen, die Ersten der Juden, die jüdischen Gemeindeleiter, zu sich kommen und redet einen ganzen Tag mit ihnen, Apg 28. Es war ein letzter Versuch, die Leiter der Juden durch seine Botschaft von Jesus, der der Messias ist, zu überzeugen. Am Ende wiederholt Paulus die Worte, die schon Jesaja vorhergesagt hatte und die auch Jesus über dieses Volk sagte: Das Herz dieses Volkes ist dick geworden, mit hörenden Ohren hören sie nicht. Es war das Verstockungsgericht, das schon zur Zeit Jesu begann. Damit war aber die Evangeliumsbewegung nicht zu Ende, sondern Paulus sagt: Nun ist das Heil Gottes den Nationen gesandt, sie werden hören.
Viele sind seitdem gläubig an Jesus Christus geworden und haben erkannt, dass Jesus der Messias, der Retter der Welt und unser Heiland ist.
 
 
 
Römer 16 kann in 3 Abschnitte eingeteilt werden:

1. Vers   1 – 16      Empfehlung und Grüße
2. Vers 17 – 20      Warnungen
3. Vers 21 – 27      Schluss

Zu 1. Vers 1 – 16:  Empfehlung und Grüße

Paulus sah nicht nur seinen Lehrauftrag, sondern war mit jedem einzelnen Mitarbeiter herzlich verbunden. So gibt er hier ganz persönliche Grüße weiter. Hier sehen wir etwas von ungeheuchelter Bruderliebe. Er fordert dazu auf, sich mit heiligem Kuss zu grüßen. Er will damit sagen: Lasst das Grüßen nicht zur Floskel verkommen, zeigt, dass ihr euch in Christus liebt.

Zu 2. Vers 17 – 20:  Warnungen

Zum Schluss noch einmal Warnungen vor denen, die nicht nach der Lehre des Paulus, die dem Evangelium Gottes von seinem Sohn entspricht, predigen und damit Streit in die Versammlungen tragen.

Zu 3. Vers 21 – 27:  Schluss

Der Schluss ist ein Lobpreis Gottes auf die Offenbarungen des Geheimnisses, das ewige Zeiten verschwiegen war, jetzt aber geoffenbart und durch Befehl des ewigen Gottes zum Glaubensgehorsam hinein in all die Nationen bekannt gemacht worden ist, dem allein weisen Gott durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist, hinein in die Äonen der Äonen! Amen.

Zum Schluss wird die Herrlichkeit Gottes noch einmal erwähnt, die schon im AT benannt wird:
Die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit (Jes 6,3), wie die Wasser den Meeresgrund bedecken (Hab 2,14). Sogar mit einem Schwur hat Gott diese weitreichende Herrlichkeit zugesichert (4Mo 14,21). Dann wird Israel die Herrlichkeit Gottes erfahren, dass die Völker zu seinem Licht wandeln und die Könige zum Glanz seines Aufgangs (Jes 60,3).

Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang
ist mein Name groß unter den Nationen
Mal 1,11