05/2002
Die Botschaft der 4 Evangelien.
G. Kringe 09/2002
Text zu der Graphik „Das Evangelium Jesu
Christi“ (Hauptgraphik).
Die Symbolik der 4 Bilder: Löwe,
Stier, Mensch und Adler, wird im AT bestätigt, siehe die Lagerordnung
Israels in 4.Mose, die 4 lebendigen Wesen in Hes.1 und die 4 lebendigen
Wesen um den Thron Gottes, Off.4-6.
Es ist keine Gesetzesbotschaft wie im AT.
Es ist auch keine Gemeindebotschaft wie
sie Paulus lehrt.
Jesus offenbart sich in den Evangelien als
der Heiland der Sünder, der retten will. Er macht klar, dass die Gesetze
erfüllt werden müssen. Er selbst stand als Jude unter Gesetz
und hat dieses gehalten. Er war bei seinen Schafen vom Hause Juda und sagt:
Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht von diesem Stall, diese muss
ich auch bringen. An anderer Stelle sagt er: Ich bin nur zu den verlorenen
Schafen des Hauses Israel gekommen. Das Haus Israel (10 Stämme) war
erst einmal verloren, weil sie das Bundeszeichen aufgegeben hatten und
nicht unter Gesetz lebten, also im Sinne des Gesetzes ungläubig waren.
Dieses abgefallene Israel muss wieder unter Gesetz kommen und damit Sündenerkenntnis
erhalten, um die Gnade dann annehmen zu können. Das Haus Juda war
noch unter Gesetz, es hatte keinen Scheidebrief bekommen. Was ihnen noch
fehlte war der Glaube an Jesus, als ihren Messias. Das Volk ist zu Lebzeiten
Jesu, und bis heute, nicht zu diesem Glauben gekommen und wurde deshalb
verstockt, d.h. als Heilsorgan beiseite gesetzt. So haben sie noch heute
die Decke vor den Augen, obwohl sie an ihren Gott JaHWeH glauben. Ein Teil
von Israel ist noch verstockt (Haus Juda), der andere Teil ist abtrünnig
(Haus Israel). In den ersten 3 Evangelien geht es erst einmal um das Königreich
und sein Volk Israel.
Da die Menschen, auch mit Gesetz, ihre
Schuld nicht bezahlen konnten, hat Jesus, das Lamm, dies für alle
übernommen. Die Schuld, die bis zum Kreuz nur bedeckt werden konnte,
war nun endgültig bezahlt und ein neues Gnadenangebot wurde jetzt
allen Menschen gemacht.
In den Evangelien wird die Zeit vor dem Kreuz
und nach dem Kreuz beschrieben. Deshalb befinden wir uns in den Evangelien
erst einmal auf Gesetzesboden, d.h. vor dem Kreuz.
Ob einer auf dem Gesetzesboden ewiges Leben
erhält hängt davon ab, ob er die Gebote hält (Matt.19,17).
Der Mensch muss den ersten Schritt tun. Ob Gott uns vergibt hängt
davon ab, ob wir vergeben (Matt.6,12-15). Der Mensch muss zuerst Leistung
bringen und erhält dafür Lohn (Leistungsevangelium, wird auch
heute noch gepredigt). Für die unter Gesetz ist es der einzig mögliche
Weg. Auch vor dem Kreuz war es nicht anders möglich. Die Schuld konnte
durch Bereuen und Bekennen auf Hoffnung weggenommen und bedeckt werden,
so wie im alten Bund. Vor dem Kreuz war die universale Bezahlung durch
Jesus noch nicht geschehen.
Dies gilt erst einmal für die Synoptiker
(Matt. Mark. Luk.). Synoptiker = Zusammenschau, vergleichende Schau. Die
Synoptiker haben eine prophetische Schau mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Auch den Sohn Gottes sehen sie in unterschiedlichen Funktionen.
Das Johannesevangelium nimmt hier eine Sonderstellung
ein und legt den Schwerpunkt auf die Zeit nach dem Kreuz. Es ist der Übergang
zum Gemeindeevangelium. Hier wird dem, der glaubt, ewiges Leben verheißen
und nicht dem, der die Gebote hält (Joh.3,16 u.a.). Jetzt steht Glaube
an 1. Stelle und nicht die Werke. Alle Evangelien reden natürlich
von Glaube und Werken. Bei dieser Aussage ist der Schwerpunkt gemeint und
die Zielrichtung, die zum Leben führt. Im AT Werke und Glaube, im
NT Glaube und Werke, in der Übergangszeit beides. Es kommt auf die
Reihenfolge, die Motivation an, aus der heraus ich Werke tue.
Die 4 Evangelien zeigen eine Übergangszeit.
Die Gesetzeslinie läuft aus und die Glaubenslinie läuft an. In
der Bergpredigt dominiert noch stark die Gesetzeslinie. Im Johannesevangelium
jedoch die Glaubenslinie. Dort kommt es auf die persönliche Glaubensverbindung
mit Jesus an. Selbst bei Paulus war am Anfang beides vorhanden. Er hat
alle, die in dieser Übergangszeit lebten, und zu unterschiedlichen
Heilslinien gehörten, angesprochen. Später immer mehr die Gemeindelinie.
Damit wird auch noch bei Paulus diese Übergangszeit sichtbar.
Die Briefe des Johannes, Jakobus, Petrus,
Hebräer und Judas, stehen mehr oder weniger auf einer Stufe des Übergangs.
Nur Paulus durfte diese Stufe verlassen und damit das Evangelium auf das
Vollmaß bringen.
Heinz Schumacher hat dies in „Gnade und Herrlichkeit“
2/02 und 4/99, mit einer aufsteigenden und einer absteigenden Linie verglichen.
Im Zusammenhang mit
der Gesetzeslinie und der Glaubenslinie stehen auch die Wunder/ Heilungen
und die Leiden. Die absteigende Linie ist die Wunderlinie,
Wunder kommen seltener vor. Die aufsteigende Linie ist die Leidenslinie,
Leiden nehmen zu, auch bei der Gemeinde. In der heutigen Zeit stehen somit
nicht die Krankenheilungen, sondern die Leiden (für den Christus)
im Vordergrund. Davon berichtet Paulus eindeutig und freut sich sogar der
Leiden. Dies kann man nur, wenn der Hintergrund und das Ziel bekannt ist.
Jesus verkündigte weiter alttestamentliche
Prophetie vom kommenden Königreich. Israel sollte sich durch Buße
darauf einstellen und die Gesetze halten. Dazu gehörten äußere
Zeichen und Wunder (Matt.4,23; 9,35). Die Evangelien sind die konsequente
Fortsetzung der alttestamentlichen Messias - Prophetie und nur vom AT her
in der Tiefe zu verstehen.
Wer die Evangelien liest und an die
wörtliche Inspiration der Bibel glaubt, wird sich fragen, wie er mit
den vermeintlichen Widersprüchen umgehen soll, z.B. die Situation
am Grab:
1. Matt. Der Engel
des Herrn wälzt den Stein weg und setzt sich darauf.
2. Mark. Der Stein ist weg und ein Jüngling
sitzt im Grab.
3. Luk. Der Stein ist weg und 2
Männer stehen dort.
4. Joh. Der Stein ist weg und 2
Engel sitzen im Grab.
Hier stellt sich doch die Frage: Waren
es nun zwei oder einer? Waren es Engel oder Menschen?
War der Stein weg oder noch nicht?
Wenn wir diese Begebenheit als geschichtlichen
Bericht wörtlich nehmen, sagt er uns, dass die Frauen 4x am Grab waren
und die Situation 4x eine andere war.
Die 4 Evangelien
haben in erster Linie eine prophetische Bedeutung und stehen für unterschiedliche
Wirkweisen des Gottessohnes, für unterschiedliche Zeitabschnitte und
für verschiedene Heilsgruppen. Sie können natürlich
auch seelsorgerlich und persönlich ausgelegt werden.
Die 4 Evangelien haben eine gewaltige prophetische
Bedeutung und können in der Tiefe nur von dort her verstanden werden.
Heilsgeschichtlich ist es nicht möglich z.B. die Bergpredigt und andere
Aussagen Jesu auf die Leibesgemeinde anzuwenden, seelsorgerlich kann dieses
wohl geschehen. Alle Aussagen in diesem Bericht beziehen sich auf eine
prophetische und heilsgeschichtliche Auslegung. Es muß aber nicht
die einzig richtige Auslegung sein.
Der verheißene Spross, der Sohn
Gottes, wird in den 4 Evangelien in 4 Funktionen dargestellt. Auch
die Gestalten am Grab (siehe oben) weisen auf die unterschiedlichen Funktionen
hin:
1. Matt. Das Evangelium des
Königreiches der Länge
(Geschenk Jah´s). Jesus Christus offenbart sich als: „Seine Majestät“.
Der Spross als „König der Juden“ (Regent und Herr Jer.23,5).
Am
Grab der Engel des Herrn. Er kommt mit Erdbeben und wälzt den
Stein weg. Ein Hinweis auf die letzten Gerichte bevor der König kommt.
Es geht weiter mit dem Tag des Herrn, der Regentschaft Davids.
Engel = es geht um die Regentschaft
für Himmel und Erde. Das Reich der Himmel.
Der Stein. Heute ist für Haus
Juda (Löwe) der Stein noch nicht weggewälzt, die Decke ist noch
auf ihren Augen. Sie erkennen den Auferstandenen nicht. Dies gilt für
das Haus Juda, mit dem Gott die Regentschaft auf Erden beginnen wird (männlicher
Sohn in der Mitte der Jahrwoche entrückt). Es gilt nicht für
das Haus Israel (10 Stämme), das heute noch abtrünnig, ohne Gesetz
und Sündenerkenntnis ist. Mit Beginn des Königreiches kommen
aber auch sie dazu und es erfüllen sich die Verheißungen an
dem ganzen Volk. In den anderen Evangelien ist der Stein weg, die Menschheit
kann das Kreuz und seine Bedeutung erkennen, aber Glauben haben die meisten
auch nicht. Von dieser Aussage sind immer Einzelne aus allen Gruppen ausgenommen,
die heute schon die Gnade annehmen, die der auferstandene Herr einer ganzen
Welt anbietet. Wir müssen also unterscheiden, ob wir von bestimmten
Gruppen sprechen, die heute noch nicht dran sind, oder von einzelnen Menschen,
die schon heute von Christus Jesus angesprochen werden und die Gnade finden.
(Für nähere Erklärung zu den
Begriffen „Haus Juda“ und „Haus Israel“ siehe auch das Buch: „Die 5 Generationen
ab Abraham“ von G. Kringe)
2. Mark. Das Knechteevangelium der Tiefe.
Jesus offenbart sich als: „Seine Kraft“.
Der
Spross als „Mein Diener/Sklave“ (Leidensknecht, Jes.53) Sach.3,8.
Im Grab ein Jüngling. Jüngling
= ein Anfang, mit Haus Jakob (12 Stämme) und Haus Israel (10 Stämme
nach der Teilung), tut Buße und glaubt.
Jüngling = es geht um die Menschen, die
zu ihrem Haupt hin wachsen sollen. Auch der Weg der Erstlinge geht
über die Tiefe des Sterbens am Kreuz, weil nur so neues Leben möglich
ist. Erst ganz unten, dann ganz oben. Die Gemeinde wird erst von Paulus
in vollem Umfang dargestellt und nicht in den Evangelien. Bei dem Geschehen
in der letzten Jahrwoche ist sie schon bei ihrem Herrn.
3. Luk. Das Evangelium des Menschensohnes
(2. Adam) der Breite. Von
Josef bis Adam und bis Gott = 77 Generationen, Luk.3,23-38. Die Menschheit
von Anfang an. Er offenbart sich in: „Seiner Gnade“. Der Spross
als Mensch (Menschensohn) Sach.6,12.
Am Grab 2 Männer. Wachstum zum
Mannesalter für Manasse (für die 12) und Ephraim (für die
10). Danach werden 2 Hölzer (Haus Israel 10 und Haus Juda 2 Stämme)
zusammengeführt. Danach kann Israel den Auftrag an den Völkern
ausführen und das Evangelium vom Reich verkündigen.
2 Männer = es geht um die 2 Linien Israels,
Haus Juda und Haus Israel und um die 2 Heilslinien, ganz Israel und die
Leibesgemeinde. In diesem Evangelium finden wir schon den Übergang
zur Leibesgemeinde.
4. Joh. Das Evangelium des Gottessohnes,
der Höhe. Er offenbart
sich in „Seiner Herrlichkeit“. Der Spross als Gottessohn
(Christus als erhöhter Herr mit der Gemeinde), Jes.4,2.
Im Grab 2 Engel. 2 Erwählungs-
und Heilslinien für Himmel und Erde, für
„ta panta“ das ganze All. Bräutigam und Braut werden
bei der Hochzeit des Lammes zu Mann und Frau, zu einem Heilsorgan unter
dem Sohn Gottes als dem Christus. In dieser Heilseinheit gibt es weiter
unterschiedliche Aufgaben für Himmel und Erde, die von dem Mann oder
der Frau (Leibesgemeinde oder Israel) wahrgenommen werden. Diese Zusammenarbeit
endet erst, wenn das Reich Gottes des Vaters in Vollendung
anbricht. Alle anderen Reiche sind Anbahnungsreiche des Sohnes.