Der Römerbrief

Paulus schreibt den Brief von der 3. Missionsreise aus Korinth, an die Gläubigen der Gemeinde in Rom, ca. 56-57.

Zur Vorrede von Luther: Darum will auch ich meinen Dienst dazu tun / und durch diese Vorrede einen Eingang dazu bereiten / soviel mir Gott verliehen hat / damit sie desto besser von jedermann verstanden wird / Denn sie ist bisher mit Glossen und mancherlei Geschwätz übel verfinstert / wo doch an ihr selbst ein helles Licht / fast genügend / die ganze Schrift zu erleuchten.
Dieser Brief wurde immer als Meisterstück angesehen. Luther erklärte ihn als „Das Handbuch des NT und das reinste Evangelium“.
Calvin  sagt: Dieser Brief öffnet die Tür zu allen Schätzen der Heiligen Schrift.

Der Verfasser des Römerbriefes, Paulus:

Der Schreiber des Briefes, Paulus, wurde 5 n.Chr. geboren und laut Überlieferungen in Rom mit dem Schwert hingerichtet.
Als jüdischer Schriftgelehrter war er ein leidenschaftlicher Gegner der jungen Christenheit.  Aus jüdischer Sicht war diese christliche Gemeinde eine Sekte mit gotteslästerlichem Einschlag.
Mit dem Damaskus-Erlebnis wurde aus dem Christenjäger Saulus, der Christ Paulus.
In der römischen Gemeinde waren nicht wenige Juden. Die Mehrzahl war jedoch aus den Nationen. Wegen der Juden, aber auch wegen der Israeliten, greift Paulus in diesem Brief ganz besonders das Judenproblem auf und zeigt gleichzeitig die göttliche Lösung. Von Gesetz und Werken zum Glauben und der Gnade.

Luther: „Dieser Brief ist das wahre Hauptstück des NT und das allerlauterste Evangelium und    wohl würdig und wert, dass ein Christenmensch ihn nicht nur wörtlich auswendig weiß,    sondern auch täglich mit ihm umgeht als mit dem täglichen Brot der Seele“.

Empfänger:   Israel-Nationen und Judenchristen, wobei die aus den Nationen die Mehrheit bilden,    (siehe den Vermehrungssegen für Ephraim) Kap.1,5,6,13,17ff.

Der Römerbrief ist ein Werk, das uns den göttlichen Charakter des Auftraggebers offenbart. Das Thema des Römerbriefes: Der Gerechte wird aus Glauben leben, Hab 2,4!
Der Römerbrief beantwortet die Frage der Zeitalter: Wie wird der Mensch gerecht?

Gerecht vor Gott, davon lesen wir schon im AT.

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! (Hiob 19,25).
Hier tritt der verborgene Christus des AT auf. Hiob wusste, dass er einen Erlöser hat, obwohl er dies weit vor Golgatha und der Auferstehung Jesu sagte. Der weitere Brief dazu ist Auslegung und Erklärung.
 

Alles geschieht durch Glauben!
Es gibt aber Unterschiede in den dargelegten Schwerpunkten der Lehrschreiber im NT.
Nicht in der Grundbotschaft, aber es gilt zusätzliche Offenbarungspunkte der frohen Botschaft bei Paulus zu beachten:
(Siehe auch die Graphik)

1. Paulus:  Zeigt die Rettung und Rechtfertigung (als Schwerpunkt) durch den (aus) Glauben.
Paulus zeigt die Grundlage, auf der jeder Mensch gerecht wird – durch die Gerechtigkeit Gottes.
Rö 3,22; 4,5. Die Rechtfertigung Gottes verhindert jede Zurechnung von Schuld.
Von den Übertretungen des Gesetzes freigesprochen, d.h. gerechtfertigt und als  Feinde nun versöhnt. Der  Ausdruck „versöhnt“ ist viel zu schwach, es muss heißen: verändert – herabgeändert – von oben geändert, neu gemacht, eine neue Schöpfung in Christus – kat-allasso, Rö 5,10. Nur Paulus verkündigt das „In Christus sein“.

2. Johannes: Zeigt die Gewissheit durch den Glauben. Das ewige Leben kundgetan und mitgeteilt.
Die „Ich bin“ Worte, Joh 14,6; 12,46; 20,31. Dies ist geschrieben, damit ihr glaubt, das Jesus der Christus ist... damit ihr durch den Glauben Leben habt...
Johannes stellt im Unterschied zu den Synoptikern die Gnade auf den Leuchter.

3. Jakobus:  Die Werke des Glaubens. Die Darstellung des wahren Glaubenslebens auf Erden.
Jak 1,22; 2,14b; 2,21. Richtigstellung eines leblosen Bekenntnisses. Werke als Beweis des Glaubens. Glaubenswerke als Siegel der Gerechtigkeit.
Siehe Abraham: Die Beschneidung als Siegel seiner Gerechtigkeit aus Glauben, die er schon vor der Beschneidung hatte. Rö 4,16: Durch die vorlaufende Gnade gegeben.

Damit gehört beides zusammen, Werke und Glaube. Nur die Reihenfolge muss stimmen: Werke durch den Glauben, und nicht umgekehrt. Werke, die Ausfluss des Glaubens sind, sind die Werke, die Er vorbereitet hat, also seine Werke, die nur durch den Glauben zur Auswirkung kommen. So kommen denn die guten Werke aus dem Glauben selber und sind der Beweis des echten Glaubens.

4. Petrus:  Bewahrung durch Glauben. Den Fremdlingen von der Zerstreuung.
 Wahres christliches Leben auf Erden in der Nachfolge von Jesus Christus.
1Pet 1,3: Wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung und deshalb treu in der Nachfolge;
1Pet 1,13:  Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der     Offenbarung von Jesus Christus...
1Pet 5,8-9:  Seid nüchtern und wacht, widersteht standhaft durch den Glauben, (Petrus      spricht hier Jünglinge und Älteste an).
1Pet 2,20b:  Wenn ihr Gutes tut und leidet, das ist Gnade bei Gott.
1Pet 2,24:  ...der Sünde abgestorben und so der Gerechtigkeit leben.
2Pet 3,13:   Wir erwarten neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.

Petrus und Paulus, beide sprechen vom neuen Himmel und der neuen Erde, was ist der Unterschied? Paulus war dort, er durfte in ein Geheimnis schauen, in den 3. Himmel und war im Paradies. Der Apostel mit der besonderen Offenbarung.

Luther über Glaube und Werke:
Der Glaube fragt auch nicht, ob gute Werke zu tun sind, sondern ehe man fragt, hat er sie getan und ist immer im Tun. Wer aber nicht solche Werke tut, der ist ein glaubloser Mensch, tappt und sieht um sich nach dem Glauben und guten Werken, und weiß weder, was Glaube noch gute Werke sind, doch wäscht und schwätzt viele Worte vom Glauben und guten Werken.

Wenn Gott rechtfertigt, dann tut er das in bezug auf eine andere Welt, Rö 5,1-2.
Es ist die göttliche Welt, das Vaterhaus, die Zugehörigkeit zur Familie Gottes. Dazu  kann nur ein Gerechtfertigter gehören.

Gerecht durch Glauben. Diese Begriffe kommen zusammen bei Paulus 27x vor. Bei Jakobus 1x in 2,24 und bei Petrus 1x in 2Pet 1,1. Die Doppelbegriffe kommen sonst in keinem der 27 Briefe des NT vor. Der Begriff „Glaubensgerechtigkeit“ kommt nur einmal bei Paulus vor, Rö 4,13.
Paulus schreibt wiederholt: Gerechtigkeit empfangen durch Glauben (wie schon bei Abraham im AT).
Petrus schreibt in 2Pet 1,1: Glaube empfangen durch die Gerechtigkeit Gottes.

3+1= 4 Apostel. Natürlich bringen alle Apostel die ganze Botschaft von Jesus Christus, mit Ausnahme von einigen Gottesoffenbarungen, die wir nur bei Paulus finden. Trotzdem fällt auf, dass die Apostel unterschiedliche Schwerpunkte setzen, gemäß ihres Auftrages.
Die 3 Säulenapostel werden durch Paulus (den 13. Apostel mit einer Sonderaufgabe) zu einer 4er Gruppe ergänzt. Zusammen 4 = die Zahl des Kosmos.
Diese Einteilung haben wir auch bei den 4 Evangelien. 3 Synoptiker (Matt. Mark. Luk.) und Johannes als der 4. Evangelist mit der Botschaft des Gottessohnes. Im Unterschied zu den 3 Synoptikern, die vom Königssohn, Leidensknecht und Menschensohn reden.

Der Römerbrief - Gerecht durch Glaube.

Was Glaube nicht ist, Luther:
Glaube ist nicht der menschliche Wahn und Traum, den etliche für Glaube halten. Und wenn sie sehen, dass keine Besserung des Lebens noch gute Werke folgen, und doch vom Glauben viel reden und hören können, fallen sie in den Irrtum und sprechen: Der Glaube sei nicht genug. Man müsse Werke tun / soll man fromm und selig werden. Das macht, wenn sie das Evangelium hören / so fallen sie daher / und machen sich aus eigenen Kräften einen Gedanken im Herzen, der spricht: Ich glaube / das halten sie denn für rechten Glauben. Aber wie es ein menschliches Gedicht und Gedanke ist, den des Herzens Grund nimmer erfährt, so bewirkt er auch nichts und es folgt keine Besserung nach.

Was Glaube ist, nach Luther:
Glaube ist ein göttliches Werk  in uns, das uns umwandelt und neu gebärt aus Gott, Joha.1, und tötet den alten Adam. Macht uns ganz zu anderen Menschen von Herzen, Mut, Sinn und allen Kräften und bringt den Heiligen Geist mit sich. O, es ist ein lebendiges, tätiges, mächtiges Ding um den Glauben. Dass es unmöglich ist, dass er nicht ohne Unterlass Gutes wirken sollte.

Glaube meint: Ein Geschenk annehmen. Die leere Hand, die bereit ist von Gott zu empfangen (Hebr 11,1 ff) und die immer wieder versucht zu tun, was Er will. Hebr.11 ist auch ein Glaubenszeugnis des alten Bundes. Es ist der Weg vom Glauben an Jesus bis zum Glauben in Christus.Aber: Jesus ist immer der Anfänger, aber auch der Vollender, Hebr 12,2. Was Gott angefangen hat, das kann der Mensch nicht vollenden und wie oft versucht es der Mensch und muss doch scheitern. Der 14. Paulusbrief an die Hebräer zeigt die absolute Überlegenheit des christlichen Glaubens, eine bessere Verheißung, ein besserer Hohepriester, ein besseres Heimatland u.s.w.
Der 1. Brief im Kanon des NT, nach den Evangelien und der Apostelgeschichte (den Praktiken der Apostel), ist der Römerbrief. Er ist die Grundlage unseres Glaubens in Christus und zeigt uns die hohen Ziele Gottes, das Sein in Ihm und die Sohnschaft.
 

Woher kommt der Glaube?
Aus der Predigt, aus dem Wort, aus dem Evangelium als Geschenk Gottes. Im Anfang war das Wort, auch in unserem Glaubensleben, dann kam der Glaube an dieses Wort
und damit an Jesus Christus und durch den Glauben wurden wir gerecht.

Was ist Evangelium?
Euangelion ist eine frohe und bewiesene Tatsache. Eine Kraft Gottes, die den    Menschen von der Macht des Bösen befreit.

Was ist Gerechtigkeit?
Im AT wurde die Gerechtigkeit Gottes gefordert (im Haushalt des Gesetzes) durch Halten der Gesetze. Und wenn es nur nach dem Gesetz ist, das Gott in die Herzen aller Menschen gelegt hat, das Gewissen. Wenn heute ein Jude an die Gerechtigkeit Gottes glaubt, dann glaubt er an Jesus Christus. Nur Er hat die Gerechtigkeit Gottes bzw. ist es selbst und kann sie als Geschenk weitergeben.

1. Dass kein Mensch vor Gott gerecht ist, weder Jude noch der Nicht-Jude (Rö 1,18-3,20).

2. Dass Gott allein gerecht ist (Rö 3,4.26).

3. Dass Gott den rechtfertigt, der glaubt (Rö 3,21-24).
 

Gliederung zum Römerbrief
(Siehe die Graphik)
 

1)     Die Struktur der Briefe: Das Ende kehrt zum Anfang zurück.
o Rö 1,5    – Glaubensgehorsamin all die Nationen für seinen Namen (Israelnationen).
o Rö 16,26 - Glaubensgehorsamin all die Nationen für seinen Namen (Israelnationen).

Diese Struktur betrifft die ganze Bibel.
o Genesis: Eden - Lebenswasser, 4 Ströme, Holz des Lebens. 2x Wassergericht.
o Offenbarung: Neues Jerusalem, Lebenswasser, Strom mit 4 Tiefen, Holz des Lebens - 2x Feuergericht (eine Steigerung gegenüber den Wassergerichten am Anfang).

Paulus beschäftigt sich im Römerbrief mit 3 Hauptpunkten auf den Einzelnen und auf das ganze Volk Israel bezogen.
Nach der Gliederung des Römerbriefes finden wir Gottes Heilsmacht in einer dreifachen Weise:
1. Die Gerechtigkeit Gottes
2. Die Neuordnung nach Kreuz und Auferstehung
3. Die Souveränität Gottes.

Zu 1. Bei der Gerechtigkeit geht es um Gottes Norm, und nur einer entspricht dieser Norm,
     Jesus Christus, sein Sohn. Rö 1,16-17.
 

Gerecht durch Glaube, Rö 1,16-17
Gott tut es, Rö 8,29
Aus Gnaden durch Glauben, Eph 2,8-9
Abraham, Rö 4,2-3


Paulus ist das Urbild der Barmherzigkeit Gottes. Er sagt: Ich war ein Lästerer. Er hat den Sohn abgelehnt und damit Gott gelästert. Solange auch Israel den Sohn ablehnt, werden sie den Vater nicht finden.
Paulus: Ich bin der größte Sünder, aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, weil Gott mich erwählt und für wert geachtet hat. Das ist echtes Leben in Christus, wenn wir dieses Erbarmen Gottes erfasst haben.
 

Aus Finsternis soll Licht leuchten, zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht J. C.
2Kor 4,6
Für P. heißt das: Gott will ihn!  Und für uns?
Wo die Sünde am schlimmsten ist, da setzt die Barmherzigkeit Gottes ein. Es ist das Licht aus der Finsternis, 2Kor 4,6. Auf dem Höhepunkt der Sünde ist die Barmherzigkeit Gottes am größten. Wenn Gott einen zum Himmel führt, dann führt er ihn hier ins Sterben und sagt damit zugleich: Ich will ihm zeigen, dass er mir ein auserwähltes Werkzeug ist. Ich will ihn!


Zu 2. Gottes Neuordnung  (so nennt es M. Schacke).
In den Übersetzungen lesen wir hier das Wort „Versöhnung“ oder „Frieden“  („kat allasso“  bedeutet aber: Von oben herab völlig geändert), siehe Rö 5,10;
2Kor 5,18,20: 5x versöhnte = herabgeändert - Wenn das nicht so wäre, dann wären wir heute in Christus keine neue Schöpfung (Vers 17).
Eph 2,16: Die beiden herabändere in einem Leib, d.h. die Fernen und die Nahen, Haus Israel und Haus Juda, Juden und Israelnationen eins in Christus. Kol 1,20: Indem er in Ihm alle herabänderte hat er Frieden gemacht.
 

Seid herabgeändert, 2Kor 5,19-21
Neues ist geworden, 2Kor 5,17;

 

Zu 3. Die Souveränität Gottes ist das Verhalten Gottes, das immer richtig ist.


Paulus schreibt an die gläubigen Römer.
M. Schacke sagt: Paulus war der große neutestamentliche Prophet Gottes.
Er war der Herrlichkeitsbote des verherrlichten Christus, und der Apostel der gesetzesfreien Heilsverkündigung. Das war nur Paulus.

o Petrus sagt: Tut Buße (Jesus sagte das auch, vor Kreuz und Auferstehung, vor der großen Wende). Natürlich fängt es für jeden mit Buße an, auch nach dem Kreuz.

o Paulus legt den Schwerpunkt auf den Glauben in Jesus Christus. Und trotzdem sagt auch er: ...und du weißt nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet.
Petrus hat natürlich auch Gnade und Glaube verkündigt, aber er kannte das Gesetz und durfte es nicht beiseite tun. Paulus dagegen macht klar, das Gesetz kann nur durch den Glauben Jesu Christi seine Erfüllung finden und damit ins Leben führen.